Die Coronapandemie – Ängste und Panikattacken treten häufig als Folge auf.

    Corona Virus Intensivstation

    Coronavirus Intensivstation

    Die Coronapandemie – Ängste und Panikattacken treten häufig als Folge auf. Das ist kein Wunder: Die Medien überschlagen sich mit Informationen über das Virus, die Ansteckungsgefahren und die möglichen Folgen der Erkrankung. Hinzu kommen Schreckensbilder von beatmeten Patienten auf Intensivstationen, steigende Infektionszahlen, zunehmende Todesfälle und ungewohnte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Dass sich darum viele Menschen sehr viele Sorgen machen, ist nur zu verständlich. Es gibt aber probate Gegenmittel gegen diese psychischen Belastungen. Eines davon ist die Hypnose, die sich schon lange bei ähnlichen Beschwerden aus ganz anderen Gründen bewährt hat.

    Auf der Intensivstation

    Bei Menschen, die sich auf Intensivstation befinden, sind diese Ängste besonders ausgeprägt. So zum Beispiel bei Johannes. Er infizierte sich mit dem Virus und wurde nach kurzer Zeit über Nacht von seiner vertrauten Wohnumgebung in das Krankenhaus eingeliefert. Auf Intensivstation erlebte er zum ersten Mal wie es ist, wenn das eigene Leben von medizinischen Geräten abhängt und gesteuert wird. „Was ist denn, wenn jetzt die Technik versagt, durch einen Fehler zu viel oder zu wenig gegeben wird – was dann …?“ Angst überwältigt Johannes K, der sich den Geräten vollkommen ausgeliefert fühlt. Einerseits ist es beruhigend, die monotonen Geräusche der Geräte zu hören – Ein Glück – sie laufen noch! Andererseits ist die gesamte Geräuschkulisse der Apparate beängstigend, ständig wohnt eine Unruhe in ihm. Zudem kann er sich immer weniger selbständig bewegen und Wünsche äußern. Oft ist er benebelt, fragt sich: Was geschieht gerade mit mir? Werde ich gesund oder womöglich sterben? Sein Leben und Wohlergehen ist vollkommen von medizinischem Personal abhängig. Auch andere Faktoren wirken: Gerüche von Desinfektionsmitteln, die quietschenden Schuhe der Ärzte und Krankenpfleger. Wenn er einmal die Augen öffnen kann, das unnatürlich grell-weiße Licht, die weißen Wände. Zudem das Personal vollständig verhüllt, von keinem Gesicht kann er etwas ablesen – maximal die Augen sind sichtbar. Er fühlt sich abgeschottet in einer künstlichen Umgebung, fern von allem Leben, trostlos. Und doch weiß er, dass er im Moment nur hier leben kann.

    Dieses Beispiel zeigt uns, welche Wirkungen oft notwendige medizinische Behandlungen auf Intensivstation auf unseren gesamten Organismus haben. Aus diesem Grund haben Psychologen speziell für Intensivstationen eine Methode der Hypnosetherapie entwickelt, die eine Entspannung bei dem Patienten möglich macht. Denn es ist essenziell, dass Patienten sich den medizinischen Apparaturen anvertrauen. Andernfalls können bei der Beatmung Asynchronien entstehen – der Patient atmet dann gegen das Gerät. Er wird dieses Kräftemessen nicht gewinnen, denn das Gerät ist stärker.

    Psychologische Konzepte schaffen Hilfe mit Hypnose

    In dieser Situation hat die Psychologin Dr. Barbara Schmidt (Universität Jena) ein Hypnosekonzept zur Entspannung der Betroffenen entwickelt. Die Hypnose soll in diesem Fall das Gefühl von Sicherheit suggerieren. Eine Studiengruppe der Uni Jena hat dies unter der Leitung von Dr. Schmidt vor Ort in den Kliniken mit künstlich beatmeten Patienten praktiziert. Das Grundprinzip des Therapieansatzes lautete dabei: Die Geräusche und Reize, welche an sich angsteinflößend wirkten, wurden durch die Therapeuten positiv umgedeutet. Das gelang sogar mit den Atemmasken, deren Druck die Patienten im Zuge der Hypnosetherapie zu einer Wohlfühlzone umdeuteten. Wenn man ihnen die Maske aufsetzte, stellte sich ein Sicherheitsgefühl ein. Die Maske nahm ihnen dann die Angst, anstatt sie zu verursachen. Auch die Geräuschkulisse konnten die Therapeuten auf hypnotischem Weg neu interpretieren. Immer noch konnten die Intensivpatienten nicht verstehen, worüber ihre Ärzte und das Pflegepersonal sprachen. Doch das leise Stimmengewirr und die Geräusche der Apparaturen vermittelten ihnen nun das Gefühl, dass auf der Intensivstation Menschen und Geräte gleichermaßen für sie zusammenarbeiten.

    Studienergebnisse in Jena

    Die Ergebnisse einer Therapie mit Hypnose speziell bei Patienten, die mit Corona auf die Intensivstation eingeliefert wurden, fasst Dr. Barbara Schmidt so zusammen:

    • Die Annahme der Beatmung wurde extrem verbessert.
    • Dadurch verkürzte sich die durchschnittliche Beatmungszeit der später genesenen Patienten um ~20 %.
    • Ängste und Unruhe der Patienten schwanden signifikant.
    • Die Beruhigung wurde nicht nur durch die Patienten kommuniziert bzw. durch das Pflegepersonal beobachtet, sondern war auch am Puls und anderen Vitalwerten ablesbar.


    In Ungarn wurde übrigens eine ähnliche Studie durchgeführt, die praktisch zu den gleichen Ergebnissen kam. Die ungarischen Wissenschaftler spielten Patienten mit Corona täglich eine halbe Stunde lang einen bestimmten Hypnosetext vor, um zu testen, ob sich die Therapie auch digital und vor allem ohne Anwesenheit einer Person (Hypnosetherapeut) durchführen lässt, was für die/den Therapeut schließlich das Ansteckungsrisiko senkt. Auch auf diese Weise funktionierte die Hypnose gegen Corona. Die Ergebnisse lassen sich wegen der verschiedenen Studiendesigns nicht völlig miteinander vergleichen. Pauschal lässt sich aber die Aussage treffen: Die Anwesenheit einer Therapeutin bzw. eines Therapeuten ist hilfreich, doch ein allein digital vorgetragener (bspw. per ZOOM) Text bzw. Ansprache kann (fast) ebenso effizient sein, wenn es der richtige Text ist und wenn es sich um Intensivpatienten handelt, die ohnehin zu einer normalen Therapiesitzung nicht imstande sind und dies auch sehr gut verstehen.

    Auf welche Weise behebt eine Hypnosetherapie die Sorgen in der Pandemie?

    Um diesen Effekt zu verstehen, müssen wir uns zunächst vergegenwärtigen, warum wir als Menschen überhaupt Ängste haben. Diese sind unangenehm, sie sind aber auch notwendig, damit wir Gefahren erkennen. Sie wirken als emotionales Schutzprogramm, das uns ständig zur Vorsicht ermahnt. In einer diffusen Gefahrenlage mit einem unsichtbaren Feind jedoch, die in der Coronapandemie entstanden ist, gerät dieses Schutzprogramm allerdings manchmal außer Kontrolle. Unsere Ängste sind dann nicht mehr realistisch. Noch schlimmer ist, dass sie nicht mehr durch uns zu steuern sind und daher zu kontraproduktivem Verhalten führen, wie das Anatmen der Intensivpatienten gegen das Atemgerät beweist. Dem wirkt die Hypnosetherapie entgegen. Sie wirkt tief ins Unterbewusstsein hinein und rückt dort die Emotionen wieder gerade. Das bedeutet auch abseits des speziellen Falls – Ängste vor dem Virus und der Intensivstation – sozusagen eine Normalisierung unserer gesunden Vorsicht. Die hypnotisierten Patienten werden also nicht völlig angstfrei, sondern verspüren diejenige Furcht, die in bestimmten Situationen angebracht ist. Diese benötigen sie, wenn sie wieder in ihren Alltag zurückkehren und das Virus immer noch da ist, sie also nach wie vor alle Vorsichtsmaßnahmen gegen eine Ansteckung ergreifen müssen. Dass eine Hypnosetherapie gegen Ängste und Panikattacken wirkt, ist wie vorn erwähnt vielfach bewiesen. In der Pandemie sind Ärzte, Pfleger und Patienten sehr dankbar, dass es dieses Mittel gibt.

    Fazit

    Hypnotherapeutische Behandlungsmethoden basieren auf einer sehr langen Tradition und haben sich in vielen Anwendungsbereichen bestens bewährt. Dass sie nun in der Coronapandemie Ängste und Panikattacken lindern und damit sogar die Beatmung von Intensivpatienten erleichtern, gilt als großer Glücksfall.

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    Text: CA

    Proj.: hypnosewelt-frankfurt / M. Kundrikova

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